AUSSCHNITTE 5   Bad Tölz

Tölzer Kurier 2.5.2017:

Ausstellung der „malKÜRen“

Der Tölzer Kunstverein startet am Samstag, 6. Mai, mit einer Gemeinschaftsausstellung im Kunstsalon. Die „malKÜRen“ sind sieben Künstlerinnen, die sich über kunstnahe Aktivitäten kennengelernt und im März 2015 beschlossen haben, ihre Werke gemeinsam auszustellen. Bei der Ausstellung „ausschnitte5“ werden erstmalig Texte zu den Bildern der Ausstellung gelesen.Gemeinschaftsausstellungen basieren auf Vertrauen und Respekt. Die „malKÜRen“ verfolgen ein solidarisches Programm: Sie haben Spaß am Vorankommen mit der Gruppe und den gemeinsamen Ansporn, die Stärken gleichgesinnter Künstlerinnen hervorzuheben. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 21. Mai, geöffnet, und zwar jeweils am Freitag, Samstag und Sonntag von14 bis 18 Uhr. mw


SZ 8.5.2017:

Starke Frauen, starke Malerinnen, Kunst schluckt Kämmerer

Christine Tucher thematisiert in ihren Grafitzeichnungen Flüchtlinge.

 

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Das Selbstverständnis dieser Künstlergruppe findet sich gleich im Namen: malKÜRen haben sich die sieben Künstlerinnen genannt - denn "starke Frauen und starke Malerinnen" hätten sich hier zusammengefunden, sagt Sprecherin Annegret Poschlep. Seit zwei Jahren arbeiten die Künstlerinnen aus dem Raum Ottobrunn zusammen, im Tölzer Kunstsalon zeigen sie ihre fünfte Gemeinschaftsschau. Damit "mehr Vielfalt in die Ausstellungen kommt", hat Sylvia van der Drift, Vorsitzende des Kunstvereins Tölzer Land, alle bayerischen Kunstvereine angeschrieben, die sich für eine Ausstellung bewerben konnten. Die Resonanz sei groß gewesen; aus den knapp 20 Bewerbungen haben sich die Vorstandsmitglieder schließlich für die malKÜRen entschieden.

Bei der gut besuchten Vernissage am Samstagabend hebt van der Drift die "qualitativ hohe handwerkliche Kunst" und die "künstlerische Vielfalt der Techniken, Stile und Formen" hervor, die Ulrike Ganter, Ilona Krause-König, Annegret Poschlep, Andrea Probst, Sandra Sawallisch, Jutta Schreiber und Christine von Tucher in der Ausstellung zeigen. Ein Thema gibt es nicht, die Schau will Ausschnitte der Arbeiten der einzelnen Künstlerinnen zeigen. Das macht sie abwechslungsreich und spannend, durch ein vorgegebenes Thema könnte freilich der Eindruck der Beliebigkeit reduziert werden.

Denn die Bandbreite ist groß: Zu sehen sind farbstarke Bilder ebenso wie Arbeiten in Grau-Weiß-Schwarz, Gegenständliches neben Abstraktem, Acryl- und Mischtechniken ebenso wie Arbeiten mit Steinmehl. Auch die Motive sind vielfältig: von Großstadtimpressionen und dem aktuellen Flüchtlingsthema über Zukunftsvisionen und Blicken zurück zum Anbeginn aller Zeit. Viele abstrakte Bilder sind zu sehen - eine Ausnahme bildet die Grafitzeichnung "Was nun?" von Christine von Tucher. Das Thema der Ansbacher Künstlerin ist Flucht, ihre detailgenauen Zeichnungen sind von bedrückendem Realismus: Ängstliche, misstrauische Blicke, tief in das Gesicht gezogene Kapuzen - eine graue Wand Wartender.

Zu sieben Arbeiten jeweils einer anderen Künstlerin lesen Petra Winter und Marion Haass-Pennings kurze Geschichten. Eine schöne Idee, denn auch wenn die eigene Interpretation in eine andere Richtung gehen mag - die Geschichten geben Impulse, vielleicht noch einmal anders an ein Bild heranzugehen. Ganz abgesehen davon, dass die Lesungen der beiden Autorinnen aus Kirchheim den Abend bereichern. Auf witzige, ernste oder skurrile Art setzen sie sich mit den Bildern auseinander: Etwa die Assoziation von Haass-Pennings zum Bild "Skyline" von Sandra Sawallisch. Ein großformatiges Acrylbild, in dem eine Stadt schemenhaft in Rot vor blaugrauem Hintergrund auftaucht und die Lichter der Stadt in goldenen Linien gespiegelt werden. In der Geschichte wird daraus ein Kratzer auf einer blaugrauen Holztür, der ein "sattes Gelb und eine Art Magenta" zum Vorschein bringt. Die Ich-Erzählerin wird zu einer Gedankenreise verführt - Venedig im Herbstnebel und eine große Liebe. Oder die verrückte Geschichte, zu der Winter das in "Nicht-Farben" gehaltene Bild "Lass fließen die Zeit" von Annegret Poschlep inspiriert hat. In der Geschichte wird es zum Tor für eine Zeitreise: Es verschluckt Bürgermeisterin und Kämmerer einer Stadt namens "Bad Tölz".

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